Eine Übersicht über die MONTBLANC-Füller der 122 - 129 Meisterstück-Baureihe
 

von Werner Kleinhorst
 
E-mail: w.kleinh@onlinehome.de
 
 

Erstveröffentlichung 1999 im
 
Stylophile's Online Magazin
für Enter-Net überarbeitet, Juni 2000



Bereits im Jahre 1924 wurde von Montblanc das Meisterstück als Zeichen für besondere Qualität eingeführt.
Eine entsprechende Kennzeichnung berechtigte den Käufer eine lebenslange Garantie in Anspruch nehmen zu
können. Obwohl oft kein weiterer Unterschied bestand zu den normalen Montblanc-Füllhaltern mußte der Käufer
dafür einen deutlich höheren Preis akzeptieren.

Seit Anfang der 30er Jahre wurden jedoch nur noch Safeties, Push-knob und Piston-fillers als Meisterstücke
gebaut. Der Zenit der Sicherheits-Füllhalter war bereits lange überschritten. Das Kolbenfüllsystem, welches sich
inzwischen als besonders zuverlässig erwiesen hat, konnte sich immer weiter durchsetzen. Der Konkurrent
Pelikan erkämpfte sich mit dem neu eingeführten Pelikan 100 erhebliche Anteile am Markt und auch andere
Mitbewerber in Deutschland erkannten ebenfalls die Vorteile des Kolbenfüllers.

Zwangsläufig kam auch das Ende für die Stoßfüller-Baureihe. Dieses Füllsystem fand nur Verwendung in den
hochpreisigen Meisterstückklassen 122 - 129, deren Vorgängerreihen 20 - 45 und L 25 - L 35, während die
billigeren Füller der Baureihen 2xx - 4xx normalerweise nur mit dem einfacheren Druckknopf-Füllsystem
ausgestattet wurden. Ausnahmen sind aber ebenfalls bekannt.


Stoßfüller

Beim Druckknopffüller wurde die Blindkappe, die den Druckknopf schützte, zum Füllen abgeschraubt. Im Gegensatz dazu war beim Stoßfüller das Ende mit dem Füllhalter fest verbunden und konnte somit nicht mehr verloren gehen. Um unbeabsichtigte Betätigung zu vermeiden, mußte die Füllschraube zunächst ca. 3
Umdrehungen herausgedreht werden. Erst dann wurde der Füllvorgang durch Niederdrücken eingeleitet. Nach Abschluß wurde der Schraubknopf wieder zurückgedreht.

Auf die unterschiedlichen Oberflächen-Ausführungen bin ich bereits an anderer Stelle ausführlich eingegangen.
Wie in anderen Baureihen auch, wurden die meisten Füller in schwarz hergestellt. Dennoch kann überraschen,
daß der Käufer je nach Modell die Wahl zwischen mehreren interessanten Farben hatte.

122, 124, 126, 128 in schwarz, malachit grün, azurit blau, lapislazuli blau
122K in malachit grün, azurit blau, burgund rot
122PL, 124PL, 126PL, 128PL in platinum lined (schwarz und silber gestreift)
122P, 124P, 126P in perl und schwarz
L 129 nur in schwarz

Dank Jens Rösler wissen wir, daß darüber hinaus verschiedenfarbige Prototypen existieren. Außerdem gab es die Ausführungen in Sterling Silber und 585er Gold.

Die ersten 122 - 128 wurden noch mit dem runden Kappenknopf und dem Tropfen-Clip der früheren Baureihe 20 - 45
ausgestattet.




Etwa ab 1936 erhielten sie das schlanke, flache Design, das später auch in die 13x Baureihe übernommen wurde. Der Clip war von nun an zweifach tailliert. Die Kappe hatte meist einen breiten, glatten Ring und die Gravur Montblanc Meisterstück am Kappenkopf oder auf der Kappe selbst.

Taillierter Clip


Rösler beschreibt das Spitzenmodell L 129 mit dem 3-fach Kappenring mit Inschrift Montblanc, wie vom späteren
Kolbenfüller L 139 bekannt. So ist er auch im Katalog von 1936 abgebildet. Auszug aus diesem Katalog:

Selbstfüller (Stoßfüller) L129
MONTBLANC-Meisterstück, Luxus-Ausführung. Der Halter für verwöhn-
teste Ansprüche. Federn und Beschläge mit Auflage von Platinmetall. Die
Halter werden in einem geschmackvollen, sehr solide ausgeführten Kunst-
harz-Etui geliefert.
Länge schreibfertig: 15,8 cm Länge geschlossen: 12,8 cm
 

Dem Bild meines L 129 ist jedoch zu entnehmen, daß es auch eine Ausführung mit einem Ring ohne jegliche Beschriftung gibt. Auch der Kappenknopf trägt keine Gravur. Dafür ist in den Push-knob L 129
eingraviert.

Die große Feder war ursprünglich 2-farbig (jetzt leider nur noch goldfarben) und ist mit dem 4810 und dem M im Montblanc-Zeichen versehen.


Abgesehen vom MB-Stern in der Kappe fehlt jeder weitere Hinweis auf MontBlanc oder Meisterstück.

Es ist vorstellbar, daß es noch weitere Varianten gab. Speziell der L 129 ist jedoch sehr selten. Mir ist lediglich
bekannt, daß im Hamburger Montblanc-Museum ein weiteres Stück vorliegt. Außerdem soll ein unvollständiger L
129 vor einigen Jahren auf einer Londoner Auktion versteigert worden sein. Erst wenn eines Tages weitere
Stücke auftauchen sollten, wird man wissen, ob dieses Flagg-Schiff der 30er Jahre in weiteren Variationen
gebaut wurde.

Meine Ausführungen erheben nicht den Anspruch vollständig oder ausschließlich richtig zu sein. Sie sollen aber
dazu beitragen das Wissen über diese schönen Füllhalter auf eine breitere Basis zu stellen. Über weitere
Informationen und Hinweise hierzu würde ich mich sehr freuen.

Mein Dank gilt Dethard Baumann für die Übersetzung des Original-Textes ins Englische.


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