Modern Flex

von Mike Stevens

erschienen August 1999 im
 Stylophile's Online Magazin
für Enter-Net adaptiert, überarbeitet und
aus dem Englischen übersetzt
von Det Baumann, Mai 2000
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Vielleicht fangen Sie gerade an zu sammeln und Sie haben von der Diskussion über flexible Federn gehört. Gibt es moderne Füller mit flexibler Feder, oder ist die letzte der wahren flexiblen Federn in den 30er Jahren ausgestorben? Welche Füller haben sie, welche nicht? Und so weiter ... Also werden Sie Sich vielleicht fragen, kümmert mich das eigentlich?

Nun, es geht schon mal damit los, dass eine flexible Feder, oder wenigstens eine wahre flexible Feder eine wunderbare Sache sein kann. Sie kann einen aber auch zur Verzweiflung bringen. Die Hauptcharakteristik einer flexiblen Feder ist, wen wird's wundern, die Flexibilität ihrer Gabeln (Terminologie der Feder siehe Artikel "The Joy of Flex" an gleicher Stelle wie dieser Artikel). 

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Je flexibler die Gabeln sind, desto grösser ist die Spreizung, wenn der Druck während des Schreibens erhöht wird. Sind die Gabeln auseinander gespreizt und der Tintenfluss nimmt zu, nimmt auch die Strichbreite zu. Das heisst, bei einer flexiblen Feder bekommt man eine breitere Linie, je mehr man beim Schreiben aufdrückt.

Nahezu alle Federn haben einen gewissen Grad an Flexibilität in den Gabeln. Jedoch haben die meisten nicht das, was ich "wahre" Flexibilität nenne. Sie mögen weich genug sein, aber ihnen fehlt die Elastizität einer wahren flexiblen Feder. Anstatt dass sich jede Gabel separat biegt, wird sich die Feder insgesamt biegen. Das kann zwar weich anmuten, bietet aber nicht annähernd die variable Linienbreite, die mit einer wahren flexiblen Feder möglich wäre. Die Gabeln bewegen sich auseinander, wie sie es bei allen Federn mehr oder weniger tun, aber bei einer älteren flexiblen Feder ändert sich der Tintenfluss viel drastischer als bei modernen "weichen" Federn.
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Meiner Meinung nach sind die letzten wirklich flexiblen Federn in Europa in den 50er Jahren hergestellt worden. Einige Pelikan oder Montblanc Füller aus dieser Zeit haben sehr flexible Federn, im originalen Sinn. Lange nach dieser Zeit tendieren Federn heute zu Weich, aber nicht wirklich zu Flexibel. Bei Füllern aus USA begann in den 30er Jahren ein Trend zu steifen Federn, eines der Hauptverkaufsargumente des Parker Duofold war seine äusserst steife Feder, die auch durch mehrere Durchschläge schreiben konnte. Der Parker 51 und der Sheaffer Triumph kamen beide (zumeist) ebenfalls mit sehr steifen Federn.

Bei modernen Füllern sind steife Federn wesentlich häufiger anzutreffen als sogar nur "weiche" Federn. Das dies zu erwarten war, hat sicher viele Gründe. Es ist wesentlich einfacher, vom Kugelschreiber auf eine steife Feder umzusteigen als auf eine weiche. Es ist aber auch wichtig zu erwähnen, dass eine steife Feder nicht auch automatisch eine schlechte Feder sein muss! Viele meiner Lieblingsfedern sind nicht flexibel oder besonders weich. Flexible und steife Federn sind verschieden, aber es ist nicht so, dass die eine besser und die andere schlechter ist. Es sind zwei absolut verschiedene Gemüter.

Es mag die Auffassung geben, dass Flexibel besser ist und einige moderne Hersteller sind in dieser Beziehung auf den Zug aufgesprungen. Mir ist aufgefallen, dass es üblich geworden ist, eine "flexible" Feder in den Anzeigen hervorzuheben und da gibt es solche Füller wie den Namiki Falcon und den Platinum Purist, die als Füller mit "flexibler" Feder entworfen und vermarktet werden.

Weitere Füller, über die wegen ihrer "Flexibilität" viel geschrieben wurde, sind Parker Sonnet, Pelikane, Stipulas, OMAS mit 14K Feder und der Sheaffer Balance II. Ich würde nahezu alle diese Federn "weich" nennen und nicht wahrhaft flexibel, im alten Sinne des Wortes. Oder anders gesagt, würde man diese Füller beispielsweise neben einem modernen Duofold oder Waterman LeMan ausprobieren, wäre man beeindruckt von ihrer "Flexibilität". Vergleicht man sie mit einem Waterman Hundred Year, sähe man den Unterschied zwischen "flexibel" und "weich".

Ich liebe all diese eben genannten Federn, nein im Gegenteil, moderne Pelikane haben, meiner Meinung nach, einige der besten je gefertigten Federn. Ich habe einen Stipula, der traumhaft schreibt und die Feder ist nahezu das Beste an einem Sheaffer Balance II. Mit anderen Worten, es ist nicht fair, in einen solchen Vergleich einzusteigen mit der Idee, es gäbe dabei Verlierer oder Gewinner. Auch wenn ich eine gute klassische superflexible Feder zu schätzen weiss, würde es mich nicht stören, einen der oben genannten Füller als Arbeitsgerät für alle Tage zu benutzen. Tatsächlich erfüllt ein Pelikan M1000 oder M800 genau diesen Zweck in der Regel häufiger als nicht. Ich tendiere dazu, eine Feder, klassisch oder modern, mehr danach zu beurteilen wie sie schreibt, nicht wie flexibel sie ist. Da draussen gibt es auch schlechte flexible Federn, ungeachtet wie superflexibel eine Feder ist, ist sie nicht gut gerichtet, fehlt das Iridiumkorn oder ist sie einfach nicht das Wahre - man hätte keine grosse Freude daran, mit ihr zu schreiben.

Nachdem also jetzt alle Warnungen ausgesprochen sind und unter der Vorgabe, dass wir diese Füller gegeneinander und nicht gegen klassische flexible Federn antreten lassen, wollen wir einen Blick auf die besten modernen "flexiblen" Federn werfen. Ich habe versucht, bezüglich des Schreibverhaltens Federn von Füllern zu trennen, um nicht möglicherweise eine exzellente Feder zu benachteiligen, die in einem armselig schreibenden Füller steckt. Interessant dabei, dass dies tatsächlich nur auf zwei Fälle zutraf, alle anderen Füller funktionierten hervorragend direkt aus der Schachtel. Eine weitere Anmerkung, man wird in dieser Liste den Platinum Purist und den Namiki Falcon nicht finden. Es gibt keinen bestimmten Grund dafür, ich meine nur, diese beiden sind im traditionellen Sinne nicht flexibler als, sagen wir mal, der M1000. Dazu kommt, dass ich keinen der beiden besitze und daher auch nichts über ihre Qualität als Gebrauchsfüller schreiben kann. Ich bin ziemlich sicher, da beide von Firmen mit exzellenter Reputation und hoher Qualität kommen, dass beide gute Füller sind, wenn man stromlinienförmige, dünnere Füller gern hat. Man erwarte keine Flexibilität, die den Vergleich mit einem alten Wahl Eversharp standhält, aber man kann Ausschau halten nach einer schönen weichen Feder.

Nummer Fünf: Parker Sonnet Der Parker Sonnet hat eine ausserordentliche Reputation unter und "seriösen" Füller-Verrückten. Von Parker beworben als "The Writers Pen", ist er normalerweise bekannt als der "Non-Writing-Pen".
Den meisten Ärger mit dem Sonnet verursacht die Veranlagung zum viel schnelleren Austrocknen, als das bei anderen der Fall ist, selbst wenn er sicher geschlossen ist. Dies wird allgemein dem grossen Lüftungsloch in der Kappe unter dem Clip zugesprochen. Es wurden verschiedene Methoden ausprobiert (meist flüssiges Wachs), dieses Loch zu verschliessen, die meisten helfen mehr oder weniger und machen es viel einfacher, mit dem Sonnet auszukommen.

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Er ist ein schöner, kleiner Füller, schlank und sehr gut ausbalanciert. Es gibt ihn mit vielen verschiedenen Oberflächen, vom simplen Lack und rostfreiem Stahl mit vergoldeten Stahlfedern, bis zu luxuriösen Versionen in solidem Sterling Silber und mit 18K Federn.

Da wir diesen Füller von Standpunkt der Feder und ihrer Flexibilität aus betrachten, wollen wir es auf die 18K Versionen beschränken. Das heisst jetzt nicht, dass die einfachen Stahlfedern schlecht sind, ich mag sie, wenn es um gute, preiswerte Schreiber geht. Ich kann eigentlich gut leben ohne die modischen zweifarbig dekorierten Versionen, die man an den teuersten Modellen findet, aber sie sehen gut aus. Die Feder eines Sonnet wird immer als einer seiner Vorteile dargestellt. Sie ist eine schöne Feder und hat definitiv dieses "weiche" Gefühl, das als Flexibilität bei modernen Füllern durchgeht.

Auch wenn sie nicht so gut federt wie Pelikan Federn, ist der Sonnet eine recht gute Entwicklung von Parker. Und wenn man schlanke, schwere Füller mag, ist der Sonnet keine schlechte Wahl. Wenn man gewillt ist, sich die Zeit zu nehmen, einen zu suchen der funktioniert! Er wird voraussichtlich kein "aus-der-Schachtel"-Wunder sein. Möglicherweise muss er zur Justage an Parker geschickt werden und das Lüftungsloch in der Kappe muss verschlossen werden. Dies scheint unglücklicherweise die Norm zu sein für Sonnets. Andererseits hatte ich etliche, die gute Schreiber waren, nachdem ich das Kappenloch verschlossen hatte.

Die Probleme mit der Qualitätskontrolle lassen diesen Füller an das Ende meiner Liste wandern. Wenn man diese Probleme überwunden hat, ist er in keiner Weise ein schlechter Füller und sicherlich mehr als gut genug in Bezug auf die Feder!

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