EIN DESIGN SEINER ZEIT

Als der Snorkel 1952 mit grosser Fanfare und massiver Anzeigenkampagne vorgestellt wurde, war der Kugelschreiber bereits daran, erste wichtige Eindrücke in verschiedener Hinsicht zu hinterlassen, obwohl die Einführung des klassischen Parker Jotter erst einige Jahre später noch kommen sollte. War es nun, dass die Leute die klassischen Füllmethoden (und ihren Hang zu Tintenklecksen) weniger tolerierten als bisher, waren es andere Gründe, das "saubere Füllen" des Snorkel hatte definitiv Auswirkungen auf andere Hersteller. Viele arbeiteten an ihren eigenen "sauberen Füllmethoden". Zum Beispiel habe ich gelesen, dass die Einführung des Parker 61 im Jahr 1956 das Resultat der Bemühung war, einen "sauber füllenden" Schreiber herzustellen, der in der Lage war, den Snorkel zu konkurrieren. Ich bin mir darüber nicht sicher, da ein Artikel im Pennant (Vol. IX, No. 3-4, Zeitschrift des Pen Collectors Club of America, Anm. d. Übers.) angibt, dass Patente betreffend Kapillar-Systeme schon 1950 an Parker erteilt wurden, also vor dem Erscheinen des Snorkel. Gleichfalls wird der mit Kapillarkraft füllende Waterman "X" aus den 50ern von Fischler und Schneider mehr als eine Reaktion auf den Parker 61 als auf den Snorkel gesehen. Jedenfalls beschreibt ein Pen World Artikel (Vol. 9, #3) die Bemühungen von Eversharp, einen eigenen Schnorchelfüller zu entwickeln, eine Totgeburt, die es bei den schwindenden Marktanteilen von Eversharp in den 50ern nie zur Marktreife brachte.

Die Anzeigenkampagne, die die Einführung und fortgesetzte Vermarktung des Snorkels begleitete, war extensiv, beinhaltete sogar Werbeeinlagen in der TV-Show "I love Lucy" (mit Lucille Ball, Anm. d. Übers.) und mit Stars wie Jackie Gleason, der in Sheaffer Anzeigen erschien. Wie auch immer, die faszinierendsten Anzeigen sind die frühen, die das Füllsystem "ohne Eintauchen" mit Analogien erklären: zum Beispiel vergleichen sie das Snorkel-Rohr mit einem Nektar schlürfenden Kolibrischnabel, oder besser noch Slogans wie "Als trinke man Soda durch den Strohhalm!" In diesem Sinne ist der Terminus "Snorkel" selbst allerdings missverständlich - da die Aufgabe eines Schnorchels im Wasser darin besteht, einem abgetauchten Boot (oder einer Person) Luft von jenseits der Oberfläche zuzuführen. Hier ist also die Strohhalm-Analogie wesentlich korrekter - aber es ist wesentlich schwerer, einen Handelsnamen dafür zu finden!

Ästhetisch gesehen empfinde ich Snorkel Füller als die letzte Evolutionsstufe des originalen zu den Enden hin verjüngten Balance Füllers, für die 50er auf den neuesten Stand gebracht. Um dies zu sehen, muss man sich nur die Parade der Sheaffer Designs durch die 30er und 40er ansehen (das Sheaffer Kapitel in Lambrou's Buch "Fountain Pens of the World" ist besonders gut geeignet zu illustrieren, was ich meine). Mit dem gleichen Durchmesser ausgestattet wie die Thin Model (oder TM) Touchdown Modelle, eingeführt einige Jahre vorher, aber etwas verlängert, um die Innereien des neueren Füllsystems aufnehmen zu können, geben sich die Snorkels für den heutigen Geschmack äusserst schlank. Aber dieser Eindruck wird etwas gemildert durch ihre Länge, besonders mit hinten aufgesteckter Kappe. Dadurch fühlen sie sich für die Hand des Schreibers dieser Zeilen besser "ausbalanciert" als die kürzeren TM Touchdowns und sie sind komfortabel für ausgedehnte Schreibperioden, wobei das fein gerippte Griffstück eine gute Hilfestellung für die Hand bietet.
 
 

Auch im Laufe der 50er muss Sheaffer den Gebrauchswert des Schnorchelsystems hoch genug eingeschätzt haben, dass man es auch an andere Designs anpassen konnte - und so geschah es 1959 bei dem berühmten "Pen for Men" (PFM). Als das Jahr 1069 näher rückte, machten die TM Snorkel Modelle und ihre "balancierten" Vorgänger Platz für eine vollkommen neue Designästhetik für Sheaffer, veranschaulicht an ihrer heute berühmten eingelegten Feder, die fortgeführt wurde in den Imperial und Targa Modellen (sowie im heutigen Legacy, obwohl ohne Schnorchel). Die PFM, wenn auch nicht Gegenstand dieses Artikels, werden in ähnlicher Weise wie die TM Snorkels repariert. 

MATERIALIEN, FARBEN, STILE 

Wie auch die Modelle von Konkurrenzfirmen, wurden Snorkels aus thermoplastischen Kunststoffen hergestellt, was, wenn auch nur einfarbig, doch zumindest eine breite Palette von Farbtönen zuliess. Jedoch muss wohl gesagt werden, dass einige der Farbtöne hauptsächlich wegen ihrer Seltenheit gesucht sind. Für mich scheinen die Snorkel Farben besser in das allgemeine "Pastellgefühl" des Amerika der 50er Jahre zu passen, als die irgendwie dunkleren Farben von Mitstreitern wie zum Beispiel dem Parker 51, ein Eindruck, der vielleicht noch von der schlanken Linie der Snorkel unterstützt wird.

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Mit ihrer Einführung boten die TM Snorkels Sheaffer die Möglichkeit, einen anderen Kunststoff für die Produktion einzusetzen, indem das weichere Fortical der Touchdowns einer härteren Formel weichen musste. Auch wenn ich nie in der Lage was, die genaue Zusammensetzung zu bestimmen, scheinen Snorkel Kunststoffe sich ähnlich wie Polystyren zu verhalten in Bezug auf die Art, wie sie auf Klebstoffe und Lösungsmittel und auf mechanische Reize reagieren. (Die Einführung der Schreiber fiel in der Tat ungefähr mit dem Auftauchen von schlagfestem Polystyren aus der Kunststoffindustrie in den frühen 50ern zusammen) Als solches kann Snorkel Kunststoff durch Abrieb beschädigt werden und ist leicht brüchig, was Risse zu einem oft auftauchenden Problem werden lässt. Aber es heisst auch, dass der Kunststoff auf Hochglanz poliert werden kann und Risse können sogar bis zu einem gewissen Grad repariert und gefüllt werden.
 
 
SNORK5.jpg (82756 bytes) Die heute am häufigsten zu findenden Snorkel Farben sind (ungeordnet): Schwarz, Burgunderrot, Grau, Pastellblau, Pastellgrün. In anderen Farben wurden weniger Schreiber hergestellt, hierfür muss man mehr anlegen. Snorkels in Pastellpink sind nicht häufig zu finden, aber auch nicht unbedingt rar, ebenso Hellrot ("Fiesta" Rot, nach der Sheaffer Farbpalette von damals) oder Orange, manchmal auch "Lachs" genannt. Es werden auch Variationen der blauen und grünen Pastelltöne gefunden, manchmal mit Namen belegt wie Olivgrün, Salbeigrün und Lavendelblau. Einige Sheaffer Tafeln der späten 50er listen total 30(!) Farbtöne und Oberflächen auf, einschliesslich einem "Wildleder Braun" und einem "Mandarin Orange" (aber kein sogenanntes "Lachs"). Sogar ein goldglänzendes Gelb! Aber es ist nicht klar, ob all diese Farben bei TM Snorkels wirklich verwendet wurden. Auch wenn es Geschichten von Sammlern gibt über Snorkels in Gelb oder Weiss, scheinen gute Photos von solchen Füllern genauso rar zu sein wie die Füller selbst. Und natürlich, da waren dann noch die immer interessanten und (heutzutage) raren transparenten Demonstrationsmodelle. 

Mit Ausnahme der Ganzmetall-Modelle (wie die vergoldeten und 14K-Gold-Modelle), waren die Halter der TM Snorkels immer aus Kunststoff, mit entweder passenden Kunststoff- oder Metallkappen. Die letzteren Füller sind ebenfalls häufig zu finden und sehr hübsch. Diese sieht man zumeist in der Clipper/Sentinel Linie, mit White Dot und vergoldetem Clip und Kappenband, mit einer Triumph-Feder entweder aus Palladium/Silber  oder 14K Gold mit Palladiumdekor. 
Sovereign Modellen fehlt der White Dot und das vergoldete Band, sie haben eine etwas andere Oberflächenstruktur der Metallkappe und "Sheaffer's" in den Clip graviert. Sie haben eine traditionelle 14K zweifarbige Feder. Dann gabs noch die White Dot Crest Modelle, mit gänzlich vergoldeter Kappe und 14K zweifarbiger Triumph-Feder.

Weitere Modelle (alle mit passenden Kunststoffhaltern und -kappen) sind die White Dot Statesman/Valiant Füller, die sich hauptsächlich im Metall ihrer Triumph-Federn unterscheiden. Die Admiral/Saratoga Varianten haben im Vergleich zu ihren modischeren Verwandten keinen White Dot und ein schmaleres vergoldetes Band, sowie den beschrifteten Clip. Sie haben auch die traditionelle Feder: einfarbig 14K oder Palladium/Silber bei dem Admiral und zweifarbig 14K beim Saratoga (es ist zu beachten, dass heutige Sammler den Namen Saratoga oft benutzen, wenn es sich in Wirklichkeit um Admirals handelt). Auch wenn die Modelle ohne White Dot preislich unter denen mit Triumph-Feder lagen, sollte man sie nicht als gute Schreiber übersehen - sie haben das gleiche Innenleben wie die teureren Linien und die traditionellen Federn (speziell die an den Admirals) sind häufig flexibler und expressiver als ihre teureren Cousins.

Viele Snorkels, die man heute findet, haben einen seltsamen Code in die Feder gestanzt. Meist besteht er aus einem Buchstaben und einer Zahl, wie "M2" oder "F5". Einige Sammler sind überzeugt, dass sich der Buchstabe auf die Federstärke bezieht, wie Medium, Fein, Stub, Accounting (Buchhaltung) etc., während die sich Nummer auf ein bestimmtes Federdesign und die Legierung bezieht. Andere Sammler halten die Nummer für eine Feinunterteilung der Stärke innerhalb der verschiedenen Federstärken. Hierüber wird immer noch gestritten, also werde ich mich nicht weiter einlassen, ausser zu sagen, dass meines Wissens bisher kein definitives internes Sheaffer Dokument zu diesem Thema aufgetaucht ist, das hier Klarheit schaffen könnte.

Zusätzliche Illustrationen der verschiedenen an Snorkels gebräuchlichen Federtypen, Abbildungen von Kappen und weitere Informationen finden sich auf verschiedenen Webseiten im Internet und in den Büchern von Fischler und Schneider.
 

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